Andrea Scheider
Foto: © Taeglich.ME
Seit Mai ist Andrea Scheider Kindertagespflegemutter in Haan. Die 53-jährige Wülfratherin ist "Springerin", und hilft, wenn andere Betreuer ausfallen. Dieses System hat sich bewährt, sagt das Jugendamt.
50 Quadratmeter ist die Wohnung groß. Und vor allem bunt. Es gibt gelbe Wände, überall steht Spielzeug. Ein Ort, der die Fantasie anregt – schließlich ist er für Kinder gemacht. Im Zimmer nebenan stehen Betten für den Mittagsschlaf. Hier, an der Friedrichstraße 34, arbeitet Andrea Scheider. Die 53-Jährige ist seit Mai 2015 Kindertagespflegeperson der Stadt Haan und betreut Kinder zwischen einem und drei Jahren – die sogenannte U3-Betreuung vor dem regulären Eintritt in die Kita. Als das Stellengesuch der Stadt Haan kam, hat sich die Diplom-Sprachheiltherapeutin zur Kindertagespflegemutter ausbilden lassen. Sie hat eine besondere Position unter den 27 Haaner Tagespflegeeltern, weil sie im Notfall und bei Krankheit die Vertretung übernimmt. Jugendamt vermittelt passgenau
Jugendamt vermittelt passgenau
Dieses neue Konstrukt hat sich sehr bewährt. „Die Kindertageseltern sind fast alle belegt. Wir sind bis auf zwei freie Plätze ausgelastet. Deshalb mussten wir eine Vertretungskraft einstellen, weil es schwierig war, die Kinder weiter zu versorgen, wenn jemand krank ausgefallen ist. Wir sind sehr froh, dass wir Frau Scheider dafür gewinnen konnten. Sie ist auf jeden Fall eine Bereicherung“, sagt Beate Schaerfke-Rehmet, die im Jugendamt gemeinsam mit ihrer Kollegin Claudia Wolter die Fachberatung Kindertagespflege übernimmt. Sie koordinieren Anfragen, vermitteln passgenau nach den Wünschen der Eltern und dem Angebot der Tagespflegepersonen. Wichtig ist die Vertretung, weil sich die Eltern oft nicht einfach frei nehmen können, wenn jemand ausfällt.
Im Februar gehen die Zu- und Absagen der Kindertagesstätten raus. Ein wichtiger Monat. Für die Eltern entscheidet sich, ob sie ihre Kinder in der U3-Betreuung in größeren Kindergruppen oder bei Kindertagespflegepersonen unterbringen. Viele, die dann keinen Platz in der Kita für ihr Kind bekommen, melden sich dann bei der Stadt. Es gibt aber auch Eltern, die ihr Kind von vornherein lieber in kleinere Gruppen abgeben. „Einige Eltern machen das, weil sie bewusst eine familienähnliche Betreuung für ihr Kind haben wollen“, sagt Andrea Scheider. Für Mütter sei es „eine gute Chance, schnell wieder in den Beruf zurückzukehren. Es ist eine tolle Sache, dass Frauen heute wählen können, ob sie wieder arbeiten gehen wollen“.
Mittlerweile kennt sie alle
Im Schnitt arbeitet die Kindertagespflegemutter 26 Stunden pro Woche. Das macht sie aber nicht nur in den von ihr selbst angemieteten Räumen an der Friedrichstraße. Wird eine andere Person krank, bekommt sie spätestens morgens früh einen Anruf. Gibt es keinen Vertretungsfall, ist sie trotzdem täglich unterwegs und unterstützt die anderen Pflegepersonen, die meist von zuhause aus arbeiten. „Es ist wichtig, den Kontakt zu den Kindern und Eltern aufrecht zu erhalten, bis sie im Notfall wieder bei mir landen“, sagt Andrea Scheider. Damit die Kinder es gewohnt sind, dass die 53-Jährige sich um sie kümmert. Mittlerweile kennt sie sie alle.
Kindertagespflege ist eine sehr flexible Angelegenheit. Die Eltern haben unterschiedliche Ansprüche und bringen ihre Kinder zu den verschiedensten Zeiten vorbei – je nach ihrer Arbeitssituation. Es kommt vor, dass die Betreuung bereits um 6 Uhr früh beginnt. Die Kinder haben unterschiedliche Gewohnheiten, Bedürfnisse und Entwicklungsstände. „Manche können schon laufen, manche krabbeln. Manche können schon essen, manche müssen gefüttert werden. Nicht alle können sich anziehen. Fünf Kinder gleichzeitg anzuziehen, ist schon eine Aufgabe“, sagt Andrea Scheider lachend. Jeden Tag erlebt sie neue Geschichten, bekommt die Entwicklung der Kinder hautnah mit. In der Betreuung wird gefrühstückt, zu Mittag gegessen (Besonderheiten wie Allergien sind schriftlich festgehalten), rausgegangen, geschlafen und viel gespielt. „Es passieren tausend lustige und schöne Dinge. Die Kinder sind meistens sehr offen und neugierig“, sagt sie, die selbst drei Kinder großgezogen hat.
Aktueller Stand
In Haan sind zurzeit 85 Kinder in der Tagespflege. Sie kommen bei 27 Kindertagespflegepersonen unter. Darunter sind drei Tagespflegeväter. Es gibt außerdem vier Großtagespflegestellen, in denen mehrere Personen Kinder betreuen. Eine Kindertagespflegeperson darf maximal fünf Kinder gleichzeitig beaufsichtigen. Die Stadt zahlt den Betreuern sechs Euro pro Stunde und Kind aus. Je nach Bruttojahreseinkommen sind die Beiträge gestaffelt, die die Eltern für die Betreuung an die Stadt bezahlen müssen.
Quelle: Taeglich.ME - Florian Schmitz